Die geplante Route |
1. Tag:
Los geht's mittags zunächst einmal über die A2 Richtung Braunschweig, um wegen der späten Abfahrt etwas Strecke zu machen. Nach nicht einmal 170 km kommt dann allerdings ein Stau, der sich endlos hinzieht, und das bei etwa 30°. Also an der nächsten Ausfahrt schon wieder runter von der Bahn und diagonal auf einen späteren Abschnitt der Route zu, der ich dann weiter folge.
Die Route verläuft von NRW nach Niedersachsen, ein Stück durch Sachsen-Anhalt, dann wieder in Niedersachsen durch das Wendland. Auf einer Fähre geht es über die Elbe nach Brandenburg und schließlich nach Mecklenburg-Vorpommern.
Pause in einem Kiefernwald |
Elbüberquerung |
Am frühen Abend wird es langsam Zeit, sich um eine Unterkunft zu kümmern. Auf dem Handy habe ich die Apps Bikerbetten und Motorradhotels. Vier oder fünf Anrufe muss ich tätigen, dann finde ich eine Pension in der Mecklenburgischen Schweiz, die sogar bis Dienstag ein freies Zimmer hätte.
Gegen 21.30 Uhr treffe ich in der Pension ein, nach ganz genau 555,5 km durch 5 Bundesländer.
2. Tag:
Da die Pension ziemlich in der Mitte meines geplanten Rundkurses liegt, entscheide ich, bis Dienstag dort zu bleiben und die Route stückweise abzufahren. Der zweite Tag führt mich also zum Nationalpark Müritz, in den man ein Stück weit hineinfahren kann.
Leider sehe ich keine Seeadler oder Fischadler, nur als Livebild auf einem Monitor im Informationszentrum in Federow. Das Bild sendet eine Kamera, die an einem Fischadlerhorst in der Nähe angebracht ist (dort bemerke ich, dass ich kurz vorher an dem Horst vorbeigefahren bin). Im Horst sitzt ein Weibchen und bebrütet drei Eier. Auch das Männchen schaut mal kurz vorbei.
Ein verlassenes Gehöft im Nationalpark |
Eine geschätzt 800 Jahre alte Sommerlinde |
Der Stamm ist sehr verwachsen |
Der Marktplatz in Neustrelitz |
Über die Feldberger Seenplatte, Burg Stargard und Neubrandenburg geht es dann zunächst wieder zur Pension, an der ich nach 340 km abends wieder ankomme.
Ein Hügelgrab aus der Jungsteinzeit |
Blick vom Hügelgrab |
3. Tag:
Am dritten Tag fahre ich zunächst nach Anklam, von dort weiter über Usedom, dann so nah wie möglich an der Küste entlang über Greifswald bis nach Rügen, wo ich eine Runde um die gesamte Insel drehe. Leider regnet es den ganzen Tag. Erst in Stralsund kommt noch einmal die Abendsonne hervor. Das werden an diesem Tag weitestgehend nasse 465 km.
Regen, Regen, Regen... |
Auf Rügen sind besonders viele "Hünengräber" (Großsteingräber) zu finden |
Die evangelische Kirche in Stralsund |
Störche sind hier überall sehr häufig anzutreffen |
Auch Kraniche sehe ich zahlreich |
4. Tag:
Ich will doch noch einmal versuchen, die Fischadler direkt zu sehen, vielleicht sogar einen Seeadler. Also fahre ich noch einmal von Federow aus in den Nationalpark und beobachte aufmerksam die zahlreichen Horste auf den Strommasten. Am Ende der Straße (an einer Schranke kommen nach ein paar Kilometern mit Kraftfahrzeugen nur noch Anwohner weiter) stelle ich das Motorrad ab und begebe mich an einem nahe gelegenen See auf Beobachtungsposten. Dort kreisen dann nach einiger Wartezeit zwei Seeadler hoch über dem See - ein eindrucksvolles Bild!
Seeadler |
Auf dem Rückweg fliegen dann rechts neben der Straße zwei Fischadler aufgeregt herum. Ein Seeadler hat sie wohl in Aufruhr versetzt. Immer wieder attackieren sie ihn, bis er abzieht.
Fischadler |
Ein Stück weiter stelle ich das Motorrad an einer geschützten Stelle ab, weil der Fischadlerhorst, an dem die Kamera ist, nach der nächsten Kurve kommt. Ich weiß, dass der Horst relativ nahe an der Straße liegt und will die Tiere nicht beunruhigen. Zu Fuß gehe ich das letzte Stück und positioniere mich schließlich hinter einer Holzwand, die extra aufgestellt wurde, um das Brutpaar, das jedes Jahr an dieser Stelle brütet, beobachten zu können. Es dauert nicht lang, und ein Fischadler kommt auf den Horst zugeflogen. Ein zweiter taucht auf, und im Horst sitzt ebenfalls bereits einer. In einem zweiten Horst auf dem benachbarten Masten tut sich ebenfalls etwas, bis sich schließlich insgesamt sechs Fischadler in den Horsten und in der Luft befinden.
Den Rest des Tages fahre ich einfach der Nase nach auf kleinen und kleinsten Wegen durch den Nationalpark und um den Park herum, sofern eine Durchfahrt nicht erlaubt ist. Man kann erstaunlich viel Strecke im Nationalpark selbst zurücklegen, manchmal endet diese allerdings einfach und man muss ein paar Kilometer zurück und sich einen anderen Weg suchen. Schnell weiß ich die Sandpisten zu schätzen, da sie wesentlich angenehmer zu fahren sind als die Kopfsteinpflaster. Warum muss JEDER Stein eine andere Höhe haben? Das schüttelt einen ganz schön durch. Da helfen keine langen Federwege, weil die Impulse viel zu kurz sind.
Oft sind solche Straßen die einzige Verbindung zwischen kleineren Ortschaft |
Bei der schönen Landschaft in Mecklenburg ein Rat, den man befolgen sollte |
Schließlich gelange ich über Sträßchen und Wege nach Neubrandenburg, von wo ich nach einer Essenspause über Landstraßen wieder zur Pension fahre. Da ich viel Zeit im Nationalpark verbracht habe und auf den Wegen häufig nur 30 bis 50 km/h fahren konnte, kommen an diesem Tag nur 270 km zusammen, die sich aber sehr gelohnt haben.
Neubrandenburg |
In der Stadtmauer sind immer wieder kleine Fachwerk-Erker |
5. Tag:
Der letzte Tag steht im Zeichen der Heimfahrt. Wismar und die Lüneburger Heide spare ich mir für eine andere Tour auf und fahre statt dessen über Land. Bei Peine geht es für 50 km auf die A2, um Hannover zügig zu passieren, danach gebe ich ins Navi 'Kürzeste Strecke' ein. So entdeckt man oft schöne, kleine Sträßchen, was auch an diesem Tag wieder der Fall ist. Ganz am Schluss hinter Herford geht es noch einmal auf die A2, um nicht durch Bielefeld fahren zu müssen. Nach 530 km komme ich zu Hause an.
Mecklenburg ist ein sehr schönes Motorradrevier und unerwartet kurvig. Natürlich sind es keine Kurven wie in den Mittelgebirgen. Man kann sie in der Regel gut mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fahren (oder schneller, da vor vielen Kurven auf Tempo 70 heruntergeregelt wird). Was an fahrerischer Herausforderung fehlt, wird durch reizvolle Sträßchen (aber auch Kopfsteinpflaster-Folter) und eine wunderbare Landschaft wett gemacht.
Ein paar Zahlen:
gesamt 2160 km, davon fast 300 km Autobahn (~ 120-130 km/h), alles mit Koffer/Topcase, ~ 1100 km beladen (+ Tankrucksack), sonst wenig Beladung
Verbrauch ~ 5,3 l/100 km (Anzeige Bordcomputer 5,5)
Geschwindigkeit 62 km/h
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